Die Geschichte des Primitivo beginnt mit der Ankunft eines antiken Volkes in Apulien. Dieses Volk, bekannt für seine leidenschaftliche Hingabe für den Anbau von Weinfeldern, begann gerade hier sein Geschäft und versorgte somit die ganze Mittelmeerküste. Dies führte dazu, dass sich dieser dunkle und starke Wein in Apulien stark machte.
Ein Beweis dafür steht das gescheiterte Eindringen des „Ellenico“, ein Wein, der von den Griechen vor allem in den Regionen Campanien und Lucanien verbreitet wurde. Ein weiterer Beweis ist in der lateinischer Sprache zu finden. Neben dem Worte „vinum“ für Wein, wurde auch „merum“ benutzt. Letzteres steht für rein, echt, aufrichtig; während die erste Bezeichnung eher eine Mischung von Wasser, Honig, Harz und weiterer Zusätze in sich trägt. Dies erklärt auch weshalb das lateinische Wort „merum“ nur noch im Dialekt Apuliens gebraucht wird. Heute noch, wird nämlich guter Wein je nach Dialekt „mjer“ oder „mieru“ genannt. Daher wurde früher in Apulien nicht „vinum“, sondern „merum“ hergestellt; ein guter, kostbarer Wein.
Der Primitivo kann sich als direkter Nachfolger des antiken „merum“ bezeichnet werden. Der Römer Orazio verglich diesen Wein mit dem bekannten, römischen Wein, den „Falerno della Campania“. Auch andere römische Autoren, wie Marziale, Ateneo, Varrone, zitierten und lobten diesen Wein.
Die antiken Weinbauern waren freie Männer, die in freien Städten wohnten, wie beispielsweise Monte Sannace bei Gioia del Colle. Ausgrabungen dort haben Anlagen für die Weinproduktion hervorgebracht. In Brindisi wurde zu dieser Zeit die Abbildung des Poeten Arione auf der Münze geprägt. Er ist mit Weintrauben und einem Becher auf einem Delfin zu sehen. Mit der Ankunft der Römer hingegen, wurde der Grossgrundbesitz und somit die Sklaverei eingeführt und verbreitet. Es kam dazu, dass mit dem Vergehen der Zeit, die Qualität des Weines im Mittelalter nachliess, da durch die Sklaverei die Liebe, Hingabe und Sorge für den Weinbau abnahm. Glücklicherweise gab es noch eine Gruppe von Menschen, die diesen kostbaren Wein nach der lokalen Tradition produzierte. Dies waren Mönche, die aus dem weiten Orient nach Italien kamen. Sie exportierten den Wein von den Häfen von Taranto, Gallipoli und Brindisi nach Syrien und Libyen. Und gerade von der Stadt Brindisi stammt das italienische Wort „brindisi“ für Prosit. Die Menschen, die sich am Hafen befanden und die Abfahrt des Schiffes abwarteten, tranken Wein aus Apulien in grosser Menge, da dieses Ritual angeblich Glück bringen sollte.
Auch in jüngeren Zeiten gab es wichtige Persönlichkeiten, die den salentinischen Wein sehr schätzten. So beispielsweise Lorenzo il Magnifico, der den Wein immer bei wichtigen Kongressen servieren liess. Während der Kriegszeit mit der Türkei, liess sich Venedig den Wein aus Brindisi kommen lassen. Auch die Franzosen entdeckten im Jahre 1568, während der Besetzung, den wahren Geschmack dieses Weines.
Die ersten glaubwürdigen, historischen Dokumenten über die Verbreitung dieses Weines, gehen jedoch auf die zweite Hälfte des 1700 zurück, als Don Francesco Filippo Indellicato (er gehörte zur Kirche von Gioia del Colle) bemerkte, dass eine bestimmte Weinrebe früher reifte als andere. Die Trauben waren dementsprechend besonders dunkel, süss und geschmacksvoll. Zusätzlich konnten diese schon Ende August gelesen werden. Dieser Mann sortierte diese Variation aus und pflanzte sie in einem separatem Felde. Aus dieser Variation entstand der „Primiticcio“ (Primitivo = primo = der Erste) und er verbreitete sich schnell von Gioia del Colle bis nach Altamura und Acquaviva delle Fonti.
Der Primitivo fand danach vor allem in Manduria und Maruggio sein Habitat. Die Felder dort verbesserten sogar seine Qualität. Den Weg dorthin wurde dank der Hochzeit zwischen der Gräfin Sabini von Altamura und dem Grafen Tommaso Schiavoni-Tafuri aus Manduria, gefunden. Die Gräfin brachte als Mitgift unter anderem die kostbare Pflanze, die sein Mann sehr diplomatisch benutzte. Der Primitivo von Manduria war dunkler und stärker, als der von Gioia del Colle. Gerade diesen Wein wurde Ende der 80-er Jahren von der Franzosen gewählt, um ihre Weinfelder neu anzubauen, da ihre wegen einem Parasiten zerstört wurden.
So entstand die Neigung zur Interessengemeinschaft, die zusätzlich einen hohen Verdienst ermöglichte. Nun konnte der bekannte rote Wein aus Apulien nicht nur an Ort getrunken werden, er begann eine wichtige Reise ins Ausland.